Als der Krieg zwischen den beiden Völkern unvermeidlich geworden war, als beide Völker dachten, es sei besser unterzugehen als zu unterliegen, schickten die Feldherren beider Seiten Späher aus, die sollten auskundschaften, wo man den Gegner wohl am besten überfallen könne. Und als die Späher (nach einer Zeit) auf beiden Seiten zurückkehrten, berichteten sie auf beiden Seiten den verfeindeten Feldherrn gleichermaßen, dass es nur eine Stelle, einen Pass, gebe, wo man den Feind überfallen könne. Da aber, so berichteten die Späher beider Seiten den Feldherrn weiter, lebe ein Bauer mit seiner anmutigen Frau. Sie hätten miteinander ein Kind und die Leute sagen, sie seien die glücklichsten Menschen auf Erden. Wenn nun, so sprachen die Späher weiter, unser Heer über den Pass marschiert, so würde unausweichlich geschehen, dass wir das Glück der drei zerstören würden und das dürfe nicht sein. Und denkt Euch, das sahen auch die Feldherren ein! - Und so musste der Krieg unterbleiben, wie jedermann unschwer begreifen wird.
Das ist eine chinesisch-buddhistische Legende, wohl getragen von der Sehnsucht nach Menschlichkeit!
In diesem Sinne, hoffen wir das Beste für das neue Jahr
Roland Fichtner
Quelle: Newsletter 12/2023
Milton Erickson Institut Innsbruck
Roseggerstraße 2
6020 Innsbruck
]]>Die verlorenen Juwelen
Einst fing ein Mann einen kleinen Vogel. Er überlegte, was er mit ihm machen sollte und wusste nicht recht, für was er nützlich sein könnte. Da sprach der Vogel: "In Gefangenschaft bin ich für Dich wertlos, aber gibst Du mich frei, so will ich Dir einen guten Ratschlag geben, Dir eine interessante Mitteilung machen und Dir zu einer wichtigen Erkenntnis verhelfen." Der Mann überlegte, und da ihm die Gefangenschaft des kleinen Vogels tatsächlich ohne großen Nutzen schien, beschloss er ihn freizulassen. Der Vogel flog auf einen hohen Ast und sprach: "Du hast mir die Freiheit wiedergegeben und so will ich mein Versprechen halten. Der gute Ratschlag ist: Traue Deinen Augen und Deiner Wahrnehmung mehr als dem Gerede anderer Leute." "Nun" sprach der Mann, "das hätte ich mir auch selbst sagen können. Was ist nun die interessante Mitteilung?" "Die interessante Mitteilung, die ich für Dich habe, ist, dass sich in meinem Bauch zwei riesige Juwelen befinden. Du hattest sie schon in Deiner Hand, sie waren schon Dein und Du hättest mich nur töten müssen, um sie zu besitzen." "Oh ich Unglücklicher", klagte da der Mann, und grämte sich um das, was er verloren hatte. "Ach hätte ich nur nicht auf Dich gehört und Dich freigelassen." So jammerte er und wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Schließlich erinnerte er sich an die Erkenntnis, die ihm der Vogel versprochen hatte. "So verhilf mir nun wenigstens zu der wichtigen Erkenntnis, die Du mir zugesichert hast." Da sprach der Vogel: "Die für Dich wichtige Erkenntnis ist, dass Du noch zu lernen hast, Deinen Sinnen zu trauen, denn Du grämst Dich um etwas, was niemals vorhanden war. Du glaubst einem kleinen Vogel, der behauptet, dass er riesige Juwelen verschluckt hat. Ich bin nicht so groß, als dass riesige Juwelen in mir Platz finden. Würdest Du Deinen Augen trauen würdest Du erkennen, dass das, was Du angeblich verloren hast, gar nicht existiert.
Quelle: Newsletter 3/23
Milton Erickson Institut Innsbruck Kochstraße 1 6020 Innsbruck office@mei-innsbruck.at
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Ich liebe Geschichten, ob über den Gartenzaun, auf einem gemütlichen Sofa oder in der Beratung. Erzählungen sind eine große Kompetenz von Menschen, seit Jahrtausenden. Sie entfalten oft auch erst im Nachhinein eine Wirkung, oft viel besser als jede direkte Intervention, sei sie noch so gut gemeint. Bernhard Trenkle ist ein Meister der Geschichten und gibt in seinem Buch neben themenorientierten Erzählungen auch eine sehr praxisorientierte Anleitung selber Geschichten für viele Anlässe zu erfinden.
Anregende Geschichten und Erzählungen wünscht Ihnen
Roland Fichtner
]]>„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling. „Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden groß und stark für das was draußen an der frischen Luft kommen wird.“ antwortet der andere Zwilling. „Ich glaube, das hast du eben erfunden!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – und wie soll denn ‚frische Luft‘ bitte schön aussehen?“ „So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir mit den Beinen herumlaufen können und mit dem Mund tolle Sachen essen?“ „So einen Schwachsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns nährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist doch die Nabelschnur viel zu kurz.“ „Doch, das geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders sein.“ „Du träumst wohl! Es ist doch noch nie einer zurückgekommen von ’nach der Geburt‘. Mit der Geburt ist das Leben einfach zu Ende! Punktum!“ „Ich gebe ja zu, dass keiner genau weiß, wie das Leben ’nach der Geburt‘ aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird sicher für uns sorgen.“ „Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo soll denn die nun sein, bitteschön?“ „Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“ „So ein Blödsinn! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht! Schluss damit!“ „Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie leise singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt ganz sanft und liebevoll streichelt …“
Quelle: Newsletter des MEI-Innsbruck, Januar 2023
Milton Erickson Institut Innsbruck Kochstraße 1 6020 Innsbruck office@mei-innsbruck.at
]]>Gunther Schmidt hat mit diesem sehr gut lesbaren und mit spannenden Fallbeispielen bereicherten Fachbuch für mich ein Standardwerk und echtes Arbeitsbuch geschaffen. Es vermittelt nicht nur Grundlagen hypnosystemischer Arbeit, sondern übersetzt die Anwendung auch auf verschiedene Themenbereiche.
Ein Fachbuch, das Handwerkszeug und Verständnis von wertschätzender und kompetenzorientierter Beratung und Therapie plausibel und spannend darlegt und bekannte systemische Beratungsansätze erweitert.
Eine anregende Lesezeit wünscht Ihnen
Roland Fichtner
]]>Es war einmal ein Löwe, der eine Insel besuchen wollte, die etwas entfernt von der Küste am Meer lag. Er ging zum Strand und fragte einen Fisch: “Kannst du mir das Schwimmen beibringen?“.
Der Fisch machte sich keine allzu große Mühe und erzählte dem Löwen, dass Schwimmen eine ganz einfache Sache sei. Man brauche nur die richtigen Gliedmaßen zu bewegen und weiter ginge es von selbst. Der Löwe dankte dem Fisch, sprang ins Wasser und versuchte die richtigen Gliedmaßen zu bewegen ... und ertrank beinahe.
Als er sich wieder am Strand befand, suchte er einen anderen Fisch. Auch diesen fragte er: “Kannst du mir das Schwimmen beibringen?“. Der Fisch sagte: “Natürlich, gerne. Jetzt schaue mir einmal ganz genau zu, wie ich es mache.“ Er schwamm ganz langsam vor dem Löwen hin und her und machte die richtigen Bewegungen mit den richtigen Gliedmaßen, so dass der Löwe es gut sehen konnte. Auch erzählte er dem Löwen, wo die Schwierigkeiten zu suchen seien und wo er aufpassen müsse. Als die Demonstration zu ende war, dankte der Löwe dem Fisch ganz herzlich. Der Fisch verschwand und der Löwe sprang ins Wasser und ertrank beinahe.
Diesmal dauerte es lange, bis der Löwe wieder festen, trockenen Boden unter den Füssen hatte. Als ein dritter Fisch vorbeikam, versuchte der Löwe, ihm seine Erfahrung zu schildern und fragte: “Gibt es denn wirklich keine bessere Methode, das Schwimmen zu erlernen?“.
„Aber natürlich“, sagte der Fisch. Er führte den Löwen an eine seichte Stelle. Dann sagte er: “Nun lauf mal einige Zeit im Wasser hin und her und spür den Unterschied zwischen dem Laufen auf dem Land und dem Laufen im Wasser.“
Nach einer Weile führte der Fisch den Löwen an eine Stelle, wo das Wasser schon so tief war, dass der Löwe kaum noch stehen konnte. „Lauf jetzt, so schnell du kannst“, sagte der Fisch, „und versuche, dein Haupt über dem Wasser zu haften.“
Der Löwe merkte, dass ihm dies gelang und dass er dabei zu schwimmen begann. Er rief: “Ich schwimme!“. Der Fisch antwortete: „Ja das stimmt, du schwimmst. Wir werden nochmals die schwierigsten Bewegungen zusammen üben, so dass du fortan weißt, worauf du beim Schwimmen achten musst.“
Und so wurde es gemacht, bis beide der Ansicht waren, der Löwe könne jetzt wirklich schwimmen.
Als Freunde verabschiedeten sie sich als Freunde auf Augenhöhe.
Quelle: Newsletter des MEI-Innsbruck, September 2022
Milton Erickson Institut Innsbruck Kochstraße 1 6020 Innsbruck office@mei-innsbruck.at
]]>Pavel verbindet 22 Wandervorschläge nicht nur mit kulturellen und geologischen Highlights, sondern auch mit Sagen und Geschichten zu der jeweiligen Tour. Durch GPS Tracks, die man z.B. mit der kostenlosen DAV App alpenvereinaktiv.com verbinden kann, wird jede/jeder sicher geführt. Ein Wanderbuch, auch für Familien, bei dem keine Langeweile aufkommt.
Meine persönliche Lieblingswanderung ist die Nummer zwölf: Forellenweiher und Felsenträume im Klumpertal (bei Pottenstein). Neben eindrucksvollen Felsenformationen,wie das Amphitheater, ist mein Lieblingsfels auf dieser Tour der Drachenfels.
Die Tourenbeschreibung beginnt mit der "Sage um den Klumpermüller": "Der Klumpermüller betrieb einst mit seiner Familie im Klumpertal die größte Mahlmühle weit und breit. Er war als Schlitzohr und Betrüger bekannt, denn er zahlte den Bauern aus der Umgebung, die ihr Getreide bei ihm mahlen ließen, viel weniger als diese tatsächlich wert war, verkaufte es jedoch zu regulären Preis weiter. So war der Müller im Laufe der Jahre auf Kosten der betrogenen Bauern immer wohlhabender geworden....."
Aber nicht nur Kinder lieben Geschichten. Geschichten zu erzählen, ist ein uraltes menschliches Ritual. Geschichten finden auch in der hypnosystemischen Beratung ihren Einsatz, bereichern die Sitzungen, regen die Fantasie und manchmal unerwartete Lösungsideen an, die dem rationalen Bewußtsein bisher verborgen blieben. Geschichten und Bewegung, noch dazu im Wald, sind nicht nur eine sehr belebende Mischung, sondern können auch den "Geist" in Bewegung bringen.
Viel Spass damit und eine gute Ferienzeit wünscht Ihnen
Roland Fichtner
]]>"Die Wahrheit klopfte an die Tür der Menschen, doch keiner machte auf, da sie nackt war. Die Parabel fand die Wahrheit, allein und frierend vor dem Haus. Sie nahm sie mit zu sich nach Hause. Dort zog sie der Wahrheit eine Geschichte an.
Als die Wahrheit so erneut bei den Menschen klopfte, öffneten diese die Türen und saßen am Abend noch lang am Feuer zusammen."
In Zusammenhang mit dieser "Wahrheits-Geschichte" und da die Ferienzeit nah ist, eine Literaturempfehlung im Geschichtenblog, für alle Erwachsenen und besonders für die, die Kindern gerne Fabeln vorlesen:
Äsop, ein Geschichtenerzähler, schrieb vor 2500 Jahren Geschichten, die sich in der ganzen Welt verbreiteten. Äsop wächst als Sklave auf und lernt, dass Sklaven anders sprechen mussten als freie Menschen. Äsop wurde, so die SZ in Ihrer Literaturbesprechung, ein Meister darin, auch unangenehme Wahrheiten und moralische Erkenntnisse in Tierfabeln zu verbergen, die von Generation zu Generation mündlich weiter gegeben wurden. Er wurde berühmt und König Krösus ernannte ihn zu seinem Berater. Die SZ lobt auch die Illustrationen, "die diese Fabelsammlung in eine märchenhaft mythische Stimmung tauchen".
Ian Lendler: "Das fabelhafte Leben des Äsop und seine schönsten Erzählungen", mit Illustrationen von Pamela Zagarenski. Aus dem Englischen von Gundula Müller-Wallraff. Knesebeck 2022
Der Rabe und der Fuchs
(Quelle: Süddeutsche Zeitung, 29.7.2022, Nr 173, S. 14)
]]>Die Beschreibung der Ideen der idiolektischen Gesprächsführung, die Darstellung der Grundlagen und die Anwendung in Beratung und Coaching und Supervision in diesem Buch ist sehr bereichernd. Kann ich allen beratenden und helfenden Berufen empfehlen
]]>Die wirklich wichtigen Dinge
Eines Tages hielt ein Experte für Zeit-Management einen Vortrag vor einer Gruppe Wirtschaftsstudenten und verwendete, zur Veranschaulichung seiner Botschaft, ein Bild, das diese Studenten nie mehr vergessen würden. Als er so vor der Gruppe Hochleistungs-Überflieger stand, sagte er: „Okay, es ist an der Zeit für ein Rätsel.“.
Dann holte er einen Steingut-Topf mit einer großen Öffnung und einem Fassungsvermögen von einer Gallone hervor, den er auf den Tisch vor sich stellte.
Dann holte er etwa ein Dutzend Faust-große Steine heraus, die er vorsichtig, einen nach dem anderen, in den Topf legte. Als er bis oben hin gefüllt war und kein weiterer Stein mehr hineingepasst hätte, fragte er: „Ist dieser Topf voll?“ Jeder in der Klasse sagte: „Ja!“ Daraufhin sagte er: „Wirklich?“ Er langte unter den Tisch und zog einen Eimer Kies hervor.
Dann schüttete er ein bisschen Kies in den Topf und rüttelte daran, so dass sich die einzelnen Kieselsteine ihren Weg hinunter in die Hohlräume zwischen den großen Steinen bahnten.
Dann fragte er die Gruppe erneut: „Ist dieser Topf voll?“. Diesmal war die Gruppe aber auf der Hut. „Wahrscheinlich nicht.“, antwortete einer von ihnen. „Sehr gut!“, gab er zurück. Er langte wiederum unter den Tisch und brachte einen Eimer mit Sand hervor. Er begann den Sand in den Topf zu gießen, der dann in den Platz zwischen den Steinen und dem Schotter rieselte. Und wieder stellte er die Frage: „ Ist dieser Topf voll?“ „Nein!“, schrie die Klasse. Erneut sagte er: „Sehr gut!“. Er griff nach einem Eimer Wasser und goss es in den Topf, bis dieser randvoll war.
Daraufhin sah der Fachmann für Zeit-Management die Klasse an und fragte: „Was ist die Moral dieser Demonstration?“. Ein eifriger Student hob seine Hand und sagte: „Die Aussage ist, dass man, wenn man es nur wirklich versucht, immer noch etwas in seinen Terminkalender pressen kann, egal, wie voll er bereits ist.“
„Nein“, antwortete der Redner, „das ist es nicht, was ich damit sagen will.
Die Wahrheit, die uns diese Vorführung klarmachen will, ist die folgende: wenn man die großen Steine nicht zuerst hineinlegt, wird man sie niemals mehr alle unterbringen können. Was sind die „großen Steine“ in Ihrem Leben? Ihre Kinder. Ihre Ehepartner. Diejenigen, die Ihnen am Herzen liegen. Ihre Freunde. Ihre Träume. Eine bedeutsame Aufgabe. Anderen etwas beizubringen und sie zu unterstützen. Dinge tun, die Ihnen etwas bedeuten. Zeit für sich selber. Ihre Gesundheit.
Denken Sie immer daran, diese „GROßEN STEINE“ zuerst unterzubringen, anderenfalls wird Ihnen dies nie mehr gelingen. Wenn Sie sich immer nur mit dem Kleinkram (also dem Kies und dem Sand) herumplagen, dann werden Sie sich Ihr Leben lang mit unwichtigen Nebensächlichkeiten auseinandersetzen, die eigentlich gar nicht von Bedeutung sind und Sie werden niemals die wirklich wertvolle Zeit haben, die Sie für die großen, wichtigen Dinge (die großen Steine) aufwenden müssten.
Also, überlegen Sie sich, heute Nacht oder morgen Früh, wenn Sie über diese Geschichte nachdenken: Was sind diese „großen Steine“ in meinem Leben? Und legen Sie diese dann zuerst in...
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